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Kinder sind fantastisch. Dass wir Erwachsenen viel von ihnen lernen können, ist weit mehr als eine Floskel. Gleichzeitig fordern sie uns Eltern – und das nicht selten ein gutes Stück über unsere Grenzen hinaus. In solchen Momenten treffen Kinder einen Nerv, wenn sie fragen, ob sie fernsehen dürfen. Das „Ja“ liegt so nah, denn endlich herrscht Ruhe, werden das Essen oder die Bügelwäsche fertig. Und Kinder, die fernsehen, machen keinen Quatsch.
Langeweile aushalten
Mit der Frage nach dem Fernsehen geht oft die Aussage „Mir ist langweilig“ einher. Die Idee, nur einen Knopf zu drücken und das Problem abzuschalten, ist (nicht nur) für Kinder sehr einladend.
Langeweile wird häufig als negativ wahrgenommen: Die Kinder wissen nichts mit sich anzufangen, wollen beschäftigt werden und werden unzufrieden.
Wer es als Erwachsener schafft, diesen quälenden Moment auszuhalten und weiter voraus zu denken, gewinnt auf lange Sicht sehr viel: Langeweile bei Kindern auch mal auszuhalten bietet der ganzen Familie Chancen: Kinder lernen zur Ruhe zu kommen und nachzudenken. Im weiteren Leben sind beide Fähigkeiten unbezahlbare Güter, die sich später schwer aufholen lassen. Kinder, die sich selbst beschäftigen können, eigene Ideen haben und sich selbst Spiele ausdenken, entlasten damit gleichzeitig die Eltern im Haushalt und Alltag. Sie entdecken ihre eigenen Leidenschaften und die Erwartung, dass wir Abhilfe bei Langeweile schaffen sollen, nimmt ab.
Kreativität fördern
Keinesfalls sollten die Kurzen dauerhaft in ihrer Hilflosigkeit schmoren! Es ist keine Option, Kinder einfach sich selbst zu überlassen. Mit bunten (Bastel- oder Spiel-)Ideen in der Hinterhand können immer wieder Anregungen geschaffen werden, die zum Wiederholen, Weiterspielen oder Dazuerfinden einladen. Sie dann „machen zu lassen“ oder sich sogar darauf einzulassen, mag nicht unbedingt leicht fallen. Gleichzeitig fördert es dafür das Selbstbewusstsein, die Kreativität sowie die Eigenständigkeit.
Stark sein und den Kopf frei bekommen
Durch vermehrte Beschäftigung mit Videospielen, Computern und anderen digitalen Medien geht die körperliche Fitness von Kindern im Durchschnitt deutlich zurück. Beweglichkeit und ein ausgeglichener Haltungsapparat sind die Basis für eine gesunde Körperhaltung und ebenso gesundes Wachstum. Damit beugt Bewegung im Kindesalter Haltungsfehlern- und Schäden vor. Insbesondere Probleme wie Rundrücken und/oder Hohlkreuz und damit auch deren Folgeschäden können während des Wachstums noch aktiv vermieden werden.
Fernsehen und am Computer sitzen verringern die körperliche Aktivität offensichtlich.
Draußen sein, spielen, klettern und toben bringen nicht nur wichtige Bewegungserfahrungen (beispielsweise so zu stürzen, dass man sich nicht wehtut), sie machen gleichzeitig wirklich müde. Wer den Tag drinnen am Computer verbringt oder Videospiele spielt, mag abends müde sein, aber der Körper ist nicht erschöpft und das Schlafen fällt schwer. Körperliche Erschöpfung bringt erholsamen Schlaf. Und tiefer, erschöpfter Schlaf bringt wiederum Energie und Konzentration für den nächsten Tag. Ob im Kindergarten, in der Schule oder Ausbildung – die Aufnahmefähigkeit wird bedeutend gesteigert.
Soziale Kontakte
Soziale Kompetenzen nehmen jederzeit einen wichtigen Platz im Alttag ein. Im Kindesalter erlangt jeder die Grundlagen für ein richtiges Miteinander. Wie im Tierreich lernen die Kinder nicht nur von den Eltern, sondern beim Balgen und Toben untereinander, was „man“ darf und was nicht.
Kinder, die viel Zeit drinnen alleine verbringen, können sich solche Fähigkeiten gegebenenfalls durch Computer oder Videospiele ansehen, sammeln jedoch nicht in dem Maß eigene Erfahrungen, wie es den verschiedenen Entwicklungsphasen des Gehirns entspräche, um auf sozialer Ebene richtig zu agieren.
Kinder brauchen echte Abenteuer!
Kinder sollten nicht mit Entzug oder Verboten bestraft werden. Gemeinsames Fernsehen oder Computerspielen ist für Kinder ein super Erlebnis! Für das ganzheitlich gesunde Aufwachsen von unseren Sprösslingen sollte dennoch das Sich-Selbst-Beschäftigen lernen und körperliche Aktivität mit echten Abenteuern und Erlebnissen, Bekanntschaften, Freundschaften und Zankereien, aufgeschlagenen Knien und Dreck im Hausflur im Vordergrund stehen. Am Ende tun wir den Kindern und auch uns selbst Gutes, wenn abends müde Ruhe einkehrt, aus echtem Hunger weniger am Essen genörgelt wird und die Kinder ein aktives und (altersgemäß) selbstständiges Leben führen können.